Bulgarien: Wieso sich Europa für die Proteste in Sofia interessieren sollte

Fahnen, Trillerpfeifen und Plakate — seit mehr als 80 Tagen gehen Hunderte, anlässlich besonderer Termine auch Tausende, Bulgar:innen in Sofia auf die Straße. Was sie bewegt und wieso es uns alle betrifft.

„Оставка — Rücktritt” ist die Hauptforderung der Demonstrant:innen. Sie verlangen jedoch grundlegende Veränderungen, darunter eine neue Verfassung. Fotos: Lena Reiner
Zeile 1: Demokratie und Recht
Zeile 2: Nieder mit der Diktatur — das ist unser gemeinsames Ziel!
Demonstranten bauen immer wieder Zelte auf. Manche davon haben eine Genehmigung. Die, die den Verkehr gefährden, wurden auch schon entfernt.
Vollzeitjob, kleines Kind und Demonstrationen: Für Margarita Krastreva bleiben derzeit meist nicht mehr als vier Stunden Zeit zum Schlafen.
Ein abendliches Ritual, an das sich die Dauerdemonstrant:innen längst gewöhnt haben: Die Polizei durchsucht ihr — offiziell angemeldetes — Zelt nach gefährlichen Gegenständen. Vor größeren Demonstrationen wie am heutigen bulgarischen Unabhängigkeitstag wird besonders gründlich gestöbert: Eine Stunde lang wird jeder noch so kleine Gegenstand unter die Lupe genommen, das Öl für den Generator genau geprüft.
„Mafia raus“ steht auf der Maske, die Ananiev zu den Protesten — und auch ab und an außerhalb dieser — trägt.
Vor 60 Jahren hat sein Vater die Mischung aus Atelier und Bildhauerwerkstatt begründet, in der das Gespräch mit Minekov stattfindet. Er entschuldigt sich mehrfach für die Unordnung. Wenige Tage zuvor seien seine Fenster eingeworfen worden; deshalb herrsche hier jetzt Chaos. Er sei dabei, die Scheiben zu reparieren.

Er ist rein in das Präsidentengebäude mit bewaffneten Personen mit Automatikwaffen und Schutzwesten — wie Banditen.

Kurz vor Beginn des Großprotests am bulgarischen Unabhängigkeitstag sitzen Hadjigenov und Babikyan in einem Café direkt neben dem üblichen Sammelpunkt. Immer wieder winkt ihnen jemand vom Nachbartisch zu, kommentiert positiv oder reckt den Daumen hoch. Ein älterer Mann kommt sogar beinahe schüchtern zu den beiden und bittet um ein gemeinsames Foto.

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Freiberuflicher Journalist | Freelance Journalist: Interessiert an Soziopolitik, Digitalem und Sport | Interested in sociopolitics, digital and sports.

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Niklas Golitschek

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